Frankfurt (www.aktiencheck.de) - Sie ist eindrucksvoll und sie war für viele Marktteilnehmer überraschend. Gemeint ist die nun zehn Tage andauernde Erholung des Euro, die rund ein Drittel der Mitte April begonnenen Abwärtsbewegung wieder wettgemacht hat, berichtet die Deutsche Bank AG in einer aktuellen Ausgabe "MÄRKTE am Morgen".
Tatsächlich gehe die Euro-Erholung auf zwei Ereignisse zurück, die von den Akteuren unterschiedlich bewertet worden seien. Zum einen handle es sich um eine Unterbewertung der Italien-Krise, die auf Wahrnehmungsfaktoren zurückgehen dürfte. Auch wenn es keine vorgezogenen Neuwahlen gegeben haben möge, würden sich die von der neuen Koalitionsregierung möglicherweise ausgehenden Erschütterungen für den Euro bislang im Rahmen halten. Denn die Bildung einer neuen Regierung aus Lega Nord und Fünf-Sterne-Partei habe im Vergleich zum vorher befürchteten "Worst Case" (Neuwahlen) zumindest kurzfristig für viele Marktteilnehmer ein besseres Ergebnis dargestellt.
Darüber hinaus sollte sich eine europakritische Regierung in Italien auf den ersten Blick durchaus ungünstig auf den Euro auswirken. Weil jedoch der Haushaltsplan der neuen Regierung erst für den 20. September erwartet werde, ziehe sich die ganze Angelegenheit für die Entscheider im Devisenhandel über mehrere Monate hin. Anders ausgedrückt: Gewöhnungseffekte dürften dafür sorgen, dass die Folgen der geplanten fiskalpolitischen Maßnahmen von wahrscheinlich mehr als 100 Mrd. Euro derzeit nur in abgemilderter Form von den Akteuren wahrgenommen würden. Sie hätten "Italien" gut weggesteckt - bereits am vergangenen Freitag habe der EUR/USD (ISIN EU0009652759/ WKN 965275) etwas mehr als 1,1740 erreicht.
Das andere Ereignis sei die für viele Akteure als überraschend wahrgenommene Nachricht gewesen, wonach die EZB bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag beabsichtige, über das mögliche Ende des Anleihekaufprogramms zu diskutieren. Dass aus diesem "Diskutieren" möglicherweise auch ein "Entscheiden" werden könnte, hätten vorgestern Statements dreier Mitglieder des EZB-Rats erahnen lassen: zwei Zinsfalken, Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Klaas Knot (DNB), sowie der als geldpolitische Taube geltende EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. Es sei vor allem sein Statement gewesen, verbunden mit einer neuen Zuversicht, die EZB werde ihr Inflationsziel bald erreichen, das die Marktteilnehmer auffallend wohlwollend aufgenommen hätten. Obwohl noch gar nichts entschieden sei, habe der Euro noch einmal ausgesprochen stark reagiert. Dessen Korrekturpfad, der nun zwischen 1,1675 und 1,1935/40 verlaufe, sei jedenfalls erhalten geblieben. (08.06.2018/ac/a/m)