Frankfurt a. M. (www.forexcheck.de) - Das Britische Pfund hat nach dem Amtsantritt des neuen Premierministers Boris Johnson nochmals deutlich abgewertet (Anstieg des EUR/GBP-Kurses über 0,92), so die Analysten der DekaBank.
Dies signalisiere erhöhte Nervosität, die auf Johnsons Bereitschaft zurückzuführen sei, die EU am 31. Oktober auch ohne einen Deal zu verlassen. Die Brexit-Unsicherheit schwäche die Wirtschaft in UK (in Q2 geschrumpft) und werde solange auf dem Pfund lasten, bis sich ein geordneter Brexit abzeichne. Erst dann dürfte der EUR/GBP-Kurs nachhaltig unter sein aktuelles Stressniveau sinken. Für den 31. Oktober würden die Analysten der DekaBank eher mit einem weiteren Brexit-Aufschub rechnen - ob für Neuwahlen oder für ein Referendum - als mit einem No-Deal-Brexit. Die Unsicherheit würde dann noch länger anhalten. Dabei helfe es dem Pfund nicht, dass der Euro durch die Geldpolitik geschwächt werde: Die EZB dürfte aufgrund von Wachstumssorgen in Euroland ihre Geldpolitik nochmals erheblich lockern.
EUR/GBP erhole sich weiter und nehme die Hürde von 0,9310 ins Visier. Die Schwäche des Britischen Pfunds setze sich unverändert fort. Oberhalb dieser Marke warte als nächster Widerstand 0,9412. Erste technische Indikatoren würden leicht überkaufte Euro Züge (RSI) zeigen. Insofern bestehe die Möglichkeit eines technischen Rücksetzers (0,9115/30), jedoch sollte sich der Trend für das schwache Pfund hier noch nicht umkehren.
Die Art und Weise des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU (Brexit) bestimme nach wie vor die Perspektiven für das Britische Pfund. Ein geordneter Brexit auf Basis des von der britischen Regierung und der EU ausgehandelten Abkommens mit einer Übergangsregelung bis mindestens Ende 2020 dürfte das Pfund deutlich unterstützen. In diesem Fall sollte auch die Bank of England wie erwartet ihre Zinsanhebungen fortsetzen. Allerdings dürften die anhaltende Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbeziehungen und die moderaten Wachstumsaussichten das Aufwertungspotenzial begrenzen und eine Rückkehr zu den Niveaus vor dem Referendum 2016 von unter 0,80 EUR/GBP erschweren. Im Falle eines Brexits ohne Abkommen drohe dem Pfund eine deutliche Abwertung gegenüber dem Euro in Richtung Parität. Allerdings dürfte das britische Parlament nichts unversucht lassen, um dieses Szenario zu verhindern. (Ausgabe August/September 2019) (13.08.2019/fx/a/t)